Willkommen zur fünften Ausgabe unserer “67er Classics”.

 

Am 18.03.2012 stand der 18. Spieltag der A-Klasse Erlangen-Pegnitzgrund auf dem Programm.

Dem Topspiel des Tages, zugleich das erste nach der Winterpause, fieberte wochenlang gefühlt ganz Etzelskirchen entgegen. So erstaunte es auch lediglich die Verantwortlichen des gastgebenden Spitzenreiters SV Bammersdorf, als bereits eineinhalb Stunden vor Anpfiff ein Kohler-Reisebus mit der Mannschaft unserer 67er am Sportgelände in der Fränkischen Schweiz eintraf, aus dem auch über zwei Dutzend Anhänger frohgelaunt und sangeslustig ausstiegen. Bis zum Spielbeginn sollten per PKW´s weitere gut 60-70 Etzelskirchener folgen, um unser Team in der Fremde lautstark zu unterstützen.

Bammersdorf galt damals – kostspielig mit hochklassigen Fussballern verstärkt – als haushoher Favorit auf die Meisterschaft, einer Rolle der sie letztendlich souverän und mit zehn Punkten Vorsprung auf ihre Verfolger auch gerecht wurden.

Unsere SpVgg befand sich, nach zuvor mehreren Jahren Erfolglosigkeit inkl. Abstieg in die A-Klasse drei Spielzeiten davor, unter dem akribisch und motivierend arbeitenden Coach Dieter Brodmerkel gerade wieder auf dem aufsteigenden Ast.

Bereits in der Saison zuvor wurde der Aufstieg als Dritter nur um Haaresbreite verpasst, und auch aktuell stand man als Tabellenvierter noch aussichtsreich in Schlagdistanz zur Spitze.

Die lange nicht existente Euphorie rund um unsere Kicker vom Saltendorfer Berg lebte also gerade wieder auf und das anstehende Spiel sollte  – so war die Hoffnung aller – beweisen, dass unsere Elf nun wieder stark genug war um gegen Teams wie Bammersdorf zu bestehen und bestenfalls gar den Aufstieg in Angriff zu nehmen.

 

Folgende Mannschaften wurden kurz vor 15 Uhr vom heimischen Stadionsprecher angekündigt, begleitet von Trommelwirbeln unserer Zuschauer:

 

 

SVB

1 Jendrysczyk, 2 Karg, 3 Gnad, 4 Geck, 5 Hofmann, 6 Schwarz, 7 Paulus, 8 Schubert, 9 Taha, 10 Hempel, 11 Schmitt. (Eingewechselt: 12 Walter 25. Min. ; 13 Koschmieder 65. Min. ; 14 Thuy 70. Min.)

 

67er

1 M. Litz, 2 Kratz, 3 J. Litz, 4 Plätzer (C), 5 Schwinge, 6 B. Herberger, 7 Lechner, 8 R. Herberger, 9. M. Wellein, 10 A. Geyer, 11 P. Beck. (Eingewechselt: 12 Kohler 52. Min. ; 13 Klein-Müller 80. Min. ; 15 K. Oppelt 46. Min.)

 

 

Beflügelt durch die Atmosphäre legten unsere 67er gleich unerschrocken los und setzten den Favoriten aggressiv unter Druck. Der SVB konnte sich zunächst kaum den Angriffen unseres Teams erwehren. Und unsere Mannschaft wurde für ihren couragierten Beginn sogleich belohnt.

In der 10. Minute wurde Andre Geyer über den rechten Flügel geschickt, setzte sich im eins gegen eins durch und passte flach und scharf in den Strafraum der Heimelf. Der schnelle Michael Lechner erwischte die Vorlage Bruchteile vor seinem Gegenspieler, nahm den Ball direkt und vollendete technisch herausragend zum 0:1.

Was für ein Start in diese Begegnung für unsere SpVgg!

Nicht nur unsere Anhänger fragten sich, kann die Mannschaft dieses Tempo über die weitere Spieldauer halten und hier wirklich für eine Überraschung beim Spitzenreiter sorgen?

Die Antwort der Heimelf ließ nicht lange auf sich warten. Wollte man doch mit einem  – fest eingeplanten – Sieg unsere Etzelskirchener endgültig aus dem Kreis der Aufstiegskonkurrenten verabschieden.

Bammersdorf drehte also auf und den Zuschauern stockte nach knapp 20 Minuten der Atem, als der fussballerisch stärkste SVB-Akteur Gnad nach Freistoßflanke von Schubert nur wenige Zentimeter am Kasten unseres Keepers Marcel Litz vorbeiköpfte.

Keine fünf Minuten später zeichnete sich Litz bei einem tückischen verdeckten Schuß des früh eingewechselten Walters aus, und hielt den knappen Vorsprung fest.

Die erste Angriffswelle des Tabellenführers war unbeschadet überstanden, die 67er befreiten sich wieder aus der Umklammerung und schickten sich ihrerseits an die gegnerische Verteidigung unter Druck zu setzen.

Noch kurz vor der Halbzeitpause war es dann auch fast soweit und unser Team hätte beinahe das 2:0 nachgelegt, doch zeigte nun Heimtorwart Jendrysczyk seine Klasse und parierte prächtig bei Einschussmöglichkeiten von Ralph Herberger und kurz darauf von Mittelstürmer Matthias Wellein.

Dies wäre nochmal ein echter Paukenschlag gewesen, doch auch mit einer  – vorab nicht erwarteten – 1:0 Führung konnte man ja positiv gestimmt in die wohlverdiente Pause gehen.

Es sollte leider anders kommen!

Genau mit dem Halbzeitpfiff und gedanklich bereits auf dem Weg in die Kabine, folgte praktisch aus dem Nichts der große Dämpfer.

Bammersdorfs Stürmer Schmitt nutzte die kurze Unaufmerksamkeit unserer ansonsten hoch konzentriert agierenden Elf und stellte nach gelungener Einzelaktion den Pausenstand noch auf Unentschieden (1:1 ; 45. Min).

Diese Aktion führte allen Beteiligten beispielhaft nochmals die eigentlichen Kräfteverhältnisse vor Augen. Unser Team spielte mit hohem Laufaufwand, mannschaftlich geschlossen und mit großer Leidenschaft, der abgeklärten Truppe des SVB reichte eine solide Partie und die Klasse eines ihrer Einzelspieler, um den Zwischenstand ausgeglichen zu gestalten.

Ein moralischer Knick oder körperlicher Einbruch unseres Teams in der zweiten Spielhälfte war nicht die Folge, soviel sei schon an dieser Stelle verraten. Zu sehr war unsere Mannschaft an diesem Tag dazu gewillt und fest entschlossen dem Favoriten weiter Paroli zu bieten.

Es entwickelte sich ein komplett ausgeglichener Abnutzungskampf, in dem der SVB vermehrt versuchte seine spielerische Klasse durchzubringen, während unsere 67er dies mit gleichbleibend hoher Aggressivität weitgehend unterbanden und über schnelle Gegenangriffe nach Balleroberungen gefährlich blieben.

Nachdem auf Bammersdorfer Seite Schwarz und auf Etzelskirchener Seite Wellein jeweils im Ansatz vielversprechende Torchancen nicht nutzten, erhöhte das Heimteam nach gut 60 Minuten den Druck.

Heimakteur Gnad schickte sich nun an das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und seine Farben in Führung zu bringen. Doch mit viel Geschick und einer starken Abwehrleistung um den zum Spieler des Spiels gewählten Harald Kratz (lt. Zuschauerwertung Anpfiff-Portal) konnte Gnad zweimal kurz aufeinanderfolgend am erfolgreichen Torabschluss gehindert werden.

Auch diese kurze Drangperiode der sonst so siegesgewohnten Bammersdorfer ebbte schließlich erfolglos wieder ab und zeigte der Heimelf endgültig, dass an diesem Tag gegen Etzelskirchen der erwartete und (zu) selbstverständliche Sieg nicht so einfach zu erringen war.

Für unser Team hingegen wäre das augenblickliche Remis zwar aller Ehren wert und die Belohnung für eine überzeugende Mannschaftsleistung, allerdings  – so waren sich alle bewusst – punktemäßig wahrscheinlich zu wenig, um nochmals selbst ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können.

Beide Teams neutralisierten sich weitgehend auf Augenhöhe bis in die letzte Viertelstunde hinein auf weiterhin hohem A-Klassen Niveau.

So kristallisierte sich von Minute zu Minute bei den Verantwortlichen und Zuschauern mehr die Meinung heraus, dass nur eine gekonnte Einzelaktion oder eine Standardsituation noch den so wichtigen Sieg für eine der beiden Seiten herbeiführen könnte und die Mannschaft welche das nächste Tor erzielte, sicher auch die drei Punkte einfahren würde.

Tatsächlich schien unsere SpVgg  – unermüdlich angetrieben von den vielen Anhängern – den Erfolg einen Tick mehr erzwingen zu wollen als der SVB, verlagerte das Spielgeschehen weiter in die Hälfte des Gegners, fand allerdings aus dem Spielverlauf heraus gegen die routinierten Heimakteure kaum Möglichkeiten, vielleicht noch diese eine hundertprozentige Torgelegenheit herauszuspielen.

(die Angriffsversuche der 67er werden vom SVB abgeblockt)

 

In der 78. Minute wurde plötzlich Altstar Klaus Oppelt außerhalb des Strafraums regelwidrig von den Beinen geholt, der solide leitende Referee Christian Müller entschied sofort und folgerichtig auf Freistoß für unsere SpVgg.

War das nun diese herbeigesehnte Situation, ein Standard aus gut 25 Metern Entfernung, der unserer Elf das zweite und vermutlich alles entscheidende Tor bescheren könnte?

Gebangte Spannung gemischt mit teils freudiger Erwartung machte sich auf den Rängen breit. Der Ball lag zumindest schonmal ziemlich zentral, der gleich ausführende Wellein war bereits zu dieser Zeit einige Male als gefährlicher Freistoßschütze in Erscheinung getreten.

Es wurde kurzzeitig still im weiten Rund als sich Wellein beugte um das Gehäuse hinter der Vier-Mann Mauer ins Visier zu nehmen (siehe Titelbild 1).

Sekunden später…sechs, sieben Schritte Anlauf, ein Schuß wie ein Urknall…und der Ball schlug schnurstracks halbhoch rechts an der Mauer vorbei unhaltbar im Torwarteck ein!

Nun gab es im wahrsten Sinne des Wortes kein “Halten” mehr, der Torschütze sprintete zur Auswechselbank, die Ersatzspieler und Betreuer begruben ihn in einer Jubeltraube unter sich (siehe Titelbild 2).

Unsere 67er führten zehn Minuten vor Spielschluss mit 2:1 beim Tabellenführer!

Nun galt es, trotz der Euphorie rund um den Platz, die Konzentration zu bewahren und den Erfolg nach Hause zu bringen. Unser Team war aufgrund der Geschehnisse kurz vor dem Halbzeitpfiff mit dem zu diesem Zeitpunkt unerwarteten Ausgleich gewarnt und ließ in der Folgezeit nichts mehr anbrennen.

Die demoralisierten Bammersdorfer boten nicht mehr die Energie auf, die beflügelt agierenden 67er ernsthaft unter Druck zu setzen, im Gegenteil hätte Wellein kurz vor Ende fast noch einen weiteren Treffer nachgelegt.

Nach 92 aufreibenden und intensiven Spielminuten beendete Schiedsrichter Müller die Begegnung und die ausgelassenen Feierlichkeiten wurden gestartet.

 

Endstand:   SVB – 67er   1:2 (1:1)

 

In den kommenden Wochen musste unser Team dieser außergewöhnlichen Partie offenbar doch einiges an Tribut zollen, jedenfalls konnte das hohe kämpferische und fussballerische Niveau nicht mehr ganz aufrecht erhalten werden.

Nach vier Niederlagen aus sieben Spielen musste man den Kontakt zur Spitze abreissen lassen, durch einen Endspurt und fünf Siegen in Folge wurde die Saison schließlich auf einem ausgezeichneten dritten Rang beendet und dem scheidenden Trainer Brodmerkel ein würdiger Abschied bereitet. Der Coach und seine Mannschaft hatten die Begeisterung rund um die SpVgg wieder geweckt, nochmals drei Spielzeiten später sollte schließlich die Meisterschaft in Angriff genommen werden…

 

.

 

…und ob dieser lang ersehnte Meistertitel errungen werden konnte oder ausgerechnet ein Stadtrivale dieses Vorhaben kurz vor dem Ziel doch noch vermieste, sehen wir in der nächsten und vorerst letzten Folge unserer “67er Classics”.